Ein Lügendetektor wäre in vielen Situationen sehr praktisch. Leider steht uns im Alltag eher selten einer zur Verfügung. Doch es gibt auch ohne technische Hilfsmittel Wege, um Lügen aufzudecken – dies ergibt eine Studie von David Larcker und Anastasia Zakolyukina von der Stanfort University (sueddeutsche.de, orf.at)
Die Forscher versuchten, anhand psychologischer und linguistischer Kriterien festzustellen, wann ein Firmenchef lügt. Gerade für Investoren und Anleger ist dies überaus wichtig. Denn die Entscheidung, ob sie Wertpapiere halten, kaufen oder verkaufen, basiert häufig auf den in Aussicht gestellten Gewinnen, die Firmen- und Konzernchefs im Rahmen von Quartalsbilanzen verkünden. |Die Studienergebnisse basieren auf der Untersuchung von 30.000 Quartalsbilanz-Telefonkonferenzen von Chefs börsennotierter Firmen mit Investoren aus den Jahren 2003 bis 2007, die ihre damalige Einschätzung im Nachhinein korrigieren mussten.
Das Ergebnis ist eindeutig: Anhand der Wortwahl können klare Rückschlüsse darauf gezogen werden, ob ein Manager lügt oder die Wahrheit sagt. Und so haben sie sich verraten:
- Lügende Firmenchefs nutzen überdurchschnittlich oft Formulierungen, die ein lästiges Nachfragen im Keim ersticken, wie „Wie Sie sicherlich wissen …“.
- Durch allgemeine Formulierungen („die Firma“, „das Team“) statt persönlicher Aussagen („ich“, „wir“) distanzierten sie sich von ihren Worten.
- Manager, die bewusst die Unwahrheit sagen, zögern deutlich seltener vor einer Antwort, da diese – so vermuten die Studienautoren – bereits vorbereitet war.
- Unwahre Angaben werden auffällig häufig mit positiven Emotionen wie „großartig“, „stark“, „unglaublich“ aufgeladen.
Selbstverständlich ist es kaum möglich, auf Basis dieser Erkenntnis mit absoluter Sicherheit zu sagen, ob ein Manager (oder auch ein anderer Geschäftspartner) lügt. Denn jeder Mensch hat einen individuellen Sprachgebrauch, wodurch eine Einordnung in „Lüge“ und „Wahrheit“ erschwert ist. Die Trefferquote im Rahmen der Studie lag bei bis zu 65 Prozent.
Und es gibt weitere Möglichkeiten auf, Lügen aufzudecken. Häufig ändern sich die paralinguistischen Merkmale wie Tonlage, Betonung, Sprachmelodie und -rhythmus, wenn Worte und Stimmung widersprüchlich sind. Ein deutliches Indiz ist für die Stimmung oder Gefühlslage des anderen ist die Kongruenz zwischen Stimme und Wortwahl. Idealerweise klingt beides zusammen und ergibt sozusagen „eine Aussage“. Manchmal jedoch sprechen die Worte eine andere Sprache als die Stimme vermittelt – und das können selbst gute Rhetoriker kaum beeinflussen. Oder die Wortwahl ist (un)bewusst negativ(er) geprägt. So wirken zu viele Verneinungen negativ, auch wenn der Inhalt selbst eher positiv ist (zum Beispiel auf die Frage: „Wie geht’s“ die Antwort „nicht schlecht!“).