Im Flow sein

In die Zukunft telefonieren?

In die Zukunft telefonieren?

Gibt es so etwas wie den richtigen Moment? „Wann, wenn nicht jetzt?“, „Später, wann ist das?“, „Life is for living and living is now“. Schlager und Popsongs feiern den Augenblick – das Hier und Jetzt. Und sie haben recht: Nur im Jetzt leben wir wirklich. Was vergangen ist, ist vorbei, und was die Zukunft bringt, kann keiner wissen. Das Gestern können wir nicht beeinflussen, aber auf das Morgen können wir uns heute einstellen, indem wir die Weichen dafür stellen.

Machen Sie sich am besten schon im Voraus bewusst, wenn Sie demnächst etwas Gutes schaffen wollen, zum Beispiel am Telefon einen Kunden überzeugen. Wie ein Sportler, der nicht nur im Training, sondern auch in seinen Gedanken und Emotionen immer wieder erlebt, wie er mit Freude ans Ziel gelangt und dafür dankbar ist.

Mihály Csíkszentmihályi, emeritierter Professor für Psychologie, ist einer der herausragenden Wissenschaftler im Bereich Flow. Er beschrieb dieses Phänomen bereits 1975. Sie haben es sicher schon einmal erlebt, im Flow zu sein und quasi wie von selbst, manchmal auch in bemerkenswerter Geschwindigkeit und mit viel Freude und Kreativität, etwas zu schaffen, sich hinterher darüber zu freuen wie ein Schnitzel und entsprechende Dankbarkeit zu verspüren? Wäre das nicht ein erstrebenswerter Dauerzustand?

Was macht positives Denken und Fühlen aus und wie lässt sich das aufs Telefonieren übertragen?

Ich bin überzeugt, positives Denken allein hilft wenig, wenn die eigene Gefühlslage das Gegenteil vermittelt. Zu viele Gedanken um Wenn und Aber hemmen Sie eher, als dass sie Sie voranbringen. Kreisen Ihre Gedanken ständig darum, was Sie alles zu berücksichtigen haben und ja nicht vergessen dürfen, entstehen schnell Blockaden. Sie sind dann nicht wirklich beim anderen, haben keine Antenne für seine Sicht der Dinge, kommen nicht in einen Gesprächsflow. Zwischen Ihnen fehlt dann die Energie, die eine Unterhaltung so richtig in Schwung bringt und oft eher zufällig zu ganz neuen Einsichten führt. Negative Mutmaßungen und Interpretationen verursachen eine miesepetrige Stimmung. Der andere war beim letzten Telefonat kurz angebunden, das gewünschte Ergebnis blieb bislang aus? Verfallen oder verharren wir nun, nachdem wir die Gesprächsnotiz vom letzten Mal gelesen haben, in der negativen Emotion des letzten Gesprächs?

Dazu kommt: Ohne jeglichen Plan wissen wir einerseits oft gar nicht, wie wir eine Sache angehen sollen, übertriebene Akribie in der Planung andererseits kann zu ungesundem Perfektionismus führen.

Achtung, Ansteckungsgefahr: Gefühle, die ankommen …

Schauen Sie sich ein Kind an, das unbelastet und glücklich in Ihre Augen lächelt. Können Sie sich diesem Lächeln entziehen? Gefühle stecken an und selbst, wenn Sie sich unbewusst darauf einlassen, tut es Ihnen in diesem Fall gut. Nicht nur Positives steckt an, auch negative Gefühle beeinflussen uns. Gut also, wenn wir bewusst hinschauen und spüren, wovon wir uns anstecken lassen möchten. Und das geht schon bei der Vorbereitung los, denn eine positive Vorbereitung kann negative Denkmuster oder Interpretationsfallen vermeiden helfen. Wollen wir ein gutes Ergebnis erreichen, ist das zu schaffen, wenn sich zum Positivdenken eine zugehörige passende Gefühlswelt gesellt. Sie wissen selbst, auch die rhetorisch ausgefeiltesten Worte allein verkaufen am Telefon nicht, wenn der Kunde heraushört, dass der andere nicht spürt, was er sagt, und eine inkongruente Wirkung ausstrahlt. Stimmtraining allein wäre hier zu wenig.

Sie müssen positiv im Jetzt sein, damit in Zukunft etwas Gutes oder das, was Sie sich wünschen, herauskommen kann. Und dazu gehören Planung und Vorbereitung. Und da kommt wieder das Beispiel von Spitzensportlern ins Spiel, die es nicht nur mit körperlichem, sondern auch mit mentalem Training und ihrer positiven Grundhaltung schaffen, sich in einer ebenso positiven Gefühlswelt zu bewegen. Diese mentale Vorbereitung lässt sich auf die Telefonwelt übertragen. Indem wir ein gewünschtes Ergebnis so oft gedanklich erleben und fühlen, dass es zum Ziel führen kann. Ohne den Anspruch auf eine hundertprozentige Abschlusschance erreichen Sie möglicherweise sehr viel mehr. Gerade in wichtigen Telefonaten ist es sinnvoll, sich auf den Gesprächspartner einzustellen, denn letztlich zählt der Augenblick – der echte Kontakt mit dem Gesprächspartner. Wer sich im Vorfeld sowohl gedanklich als auch auf Papier in positiver Stimmung auf die Wellenlänge des anderen einschwingt, hat es leichter. Er kommt dem anderen schnell näher, erkennt geteilte Werte und erreicht gemeinsame Ziele.

Foto: Adobe #190929135 Businessman preparing for vacation in the office @Elnur plus Illustration © Claudia Fischer von Sead Mujic