„Always on“ – das Aus echter Kommunikation?

„Always on“ – das Aus echter Kommunikation?

Unser „Schrittzähler“ der Fitness-App zeigt heute erst 1.342 Schritte, die Freundin hat ein Foto eines opulenten Frühstück-Brunchs auf Instagram gepostet, wogegen das eigene Milchkaffee-Orangensaft-Frühstück nahezu mickrig wirkte. Und die beiden blauen Häkchen bei WhatsApp zeigen, dass meine Nachricht gelesen wurde – aber warum erfolgt so lange keine Reaktion?

Unsere „Always-on-Mentalität“ ermöglicht uns zwar einige Annehmlichkeiten: Wir sind rasend schnell über jede Kleinigkeit informiert und können ebenso über jede Kleinigkeit informieren. Andererseits setzt sie uns auch gewaltig unter Druck. Der Exhibitionismus unseres Alltags kennt kaum mehr Grenzen. Viele von uns tendieren inzwischen dazu, der Umwelt einfach alles mitzuteilen. Und das am besten sofort.

Dieser Zwang führt dazu, dass die persönliche Kommunikation immer mehr auf der Strecke bleibt: Kennen Sie das? Statt sich im Restaurant mit dem Partner zu unterhalten, wird auf dem Smartphone getippt – oftmals sogar von beiden. Denn Reden scheint „out“. Studenten und Schüler müssen inzwischen darauf aufmerksam gemacht werden, ihr Handy vor dem Unterricht abzuschalten. Das Handy wird sogar während wichtiger Meetings privat genutzt.

Eigentlich eine traurige Entwicklung. Denn das Erschreckende daran ist, dass die meisten Menschen sich kaum mehr etwas dabei denken – so normal ist dieses Verhalten inzwischen geworden. Bedenklich und schade. Das persönliche Gespräch und somit die echte Kommunikation und reale Beziehungen rücken in den Hintergrund, ohne dass die Cyberwelt diese Werte ersetzen kann. Trotzdem werden kryptische Kurznachrichten versendet, Bilder, die in fünf Minuten kaum mehr jemanden interessieren, und über jeden Sinn und Unsinn getwittert.

Zumindest im geschäftlichen Bereich sollten Sie einige Verhaltensregeln im Umgang mit dem Smartphone beachten. Hier die wichtigsten Tipps:

  • Legen Sie das Handy im Meeting nicht auf den Tisch: In der heutigen Zeit fast revolutionär: Wenn Sie sich mit jemandem treffen, lassen Sie Ihr Handy am besten in der Tasche. (Dann kommen Sie gar nicht erst in Versuchung.)
  • Stellen Sie das Smartphone auf lautlos: Es gibt Situationen, in denen das Handy stumm bleiben sollte: Ein wichtiges Meeting mit dem Kunden, ein Beratungsgespräch oder auch der Vortrag eines Redners auf einem Event. Deshalb immer daran denken, das Handy auf lautlos zu stellen. Das erspart dem Umfeld die peinlich berührten Blicke, wenn Sie hektisch in Ihrer Tasche wühlen, um das Smartphone auszuschalten.
  • Den Klingelton mit Bedacht auswählen: Sollte das Handy doch einmal in einer ungünstigen Situation klingeln, ist ein klassischer Klingelton von Vorteil. Wenn Sie das Gefühl haben, Ihren Klingelton in der Öffentlichkeit verstecken zu müssen, ändern Sie ihn lieber.
  • Entschuldigung im Notfall: Sollten Sie das Smartphone doch einmal benutzen müssen, avisieren Sie dies oder entschuldigen Sie sich mit einer kurzen Erklärung bei Ihren Gesprächspartnern und ziehen sich zurück. Im Notfall wird das jeder verstehen.

Auch wenn es vielen von uns inzwischen schwer fallen wird, dem kleinen Begleiter keine Beachtung zu schenken, denken Sie immer daran, dass die Welt sich weiterdrehen wird. Auch, wenn wir ab und zu für ein oder zwei Stunden offline sind.